oder weshalb Namen mehr sind als Schall und Rauch.
Eine kleine Geschichte.
Als Lehrer für Pflanzenkenntnisse erfahre ich es immer wieder: Pflanzen kennen zu lernen ist nicht einfach, es ist Arbeit und erfordert Willen und Freude. Was dann aber mit der Nomenklatur noch dazu kommt macht beim besten Willen keine Freude. Das Wissen darum, das Pflanzen ihren Namen auch mal wechseln, ist ewiger Gesprächsstoff unter Gärtnern und Pflanzenfreunden. Gerne schimpft man über die Wissenschaftler, die nichts besseres zu tun haben als wieder mal eine bekannte Pflanze mit einem unbekannten Namen zu versehen. An dieser Stelle möchte ich nicht darauf eingehen wie wichtige es auch für Gärtner und Pflanzensammler ist sich an die „richtigen“ botanischen Namen zu halten. Ich werde mich auch nicht darüber auslassen, dass es eben Unterschiede zwischen Polygonum, Persicaria, Bistorta oder Aconogonon gibt. Dazu verweise ich gerne auf „Den grossen Zander“ und darauf, dass mir letztens ein Botaniker gesagt hat, der Zander, der sei doch 40 Jahre hinten nach, heute gelte der Mabberley und APG III.
Ich möchte eine kleine Geschichte erzählen, denn Pflanzen und Pflanzennamen zu denen man eine Geschichte erlebt hat, die vergisst man nicht mehr so schnell.
Ich bin nicht der einzige der noch das Glück hatte den Senkgarten in Potsdam, mit einer Führung von Marianne Foerster, erleben zu dürfen. Wie sie da über unfähige Gärtner und besondere Pflanzenschätze referierte – unvergesslich. Wie anderen auch, fiel mir ein neben dem Wasserbecken wachsender, kleiner Knöterich auf. Und wer genügend schwärmte, der erhielt dann auch gleich einen Topf davon aus ihrer privaten Anzucht. Auf der Etikette stand Polygonum kahil. Wer nachforscht findet heute weitere Namen Persicaria kahil oder Aconogonon tortuosum var. glaberifolia. Welcher ist nun der Richtige?
In ihrer offenen und direkten Art erklärte Frau Foerster, dass sie schon wisse, dass der Name nicht korrekt sein könne. „kahil“ sei lediglich das Einzige gewesen, was auf der abgebrochenen Etikette, die im Topf der „Originalpflanze“ steckte noch zu lesen war. Das habe man übernommen – Polygonum kahil war geboren. Dass er in einigen Gärtnereien (einschliesslich der in Wädenswil) immer noch den Artnamen kahil trägt, finde ich ein schönes persönliches Andenken an Marianne Foerster. Egal was die Wissenschaft sagt, diese Pflanze werde ich immer kahil nennen (allenfalls lasse ich mich auf Aconogonon kahil ein, auch wenn ich weiss, dass das nun komplett falsch ist).
Pflanzenkenntnis ist für mich eben mehr als nur Erkennungsmerkmale und APG III. Sie ist immer auch mit Personen und Erlebnissen verknüpft.
Der Kahil-Knöterich gibt es in der Gärterei Gaissmayer zu kaufen. Dort unter dem Namen Polygonum spec. ‚Kahil‘, auch eine schöne Namensvariation.
Hallo Christian und alle Knöterich-fans,
durch den GARTENPRAXIS-Artikel fand ich diese Seite- und „meinen“ Polygonum kahil!!! Die Herkunft dieser Pflanze kenne ich sehr gut!
Diesen Namen fand ich als Mitarbeiter der „Abteilung Züchtung“ in der Gärtnerei Foerster in einem Samenkatalog eines kleinen Bot. Gartens in Sibirien, irgendwo weit hinter dem Ural. Einige wenige Körnchen Samen wurden geliefert und keimten auch. Die entstandenen Pflanzen wurden auf den Flächen der Zuchtabteilung unter Dr. Konrad Näser aufgepflanzt und standen dort etwa 3 Jahre. Sie passten aber überhaupt nicht in das Programm dort, und so pflanzte ich sie um in den damals von mir betreuten Senkgarten- dahin, wo sie heute noch stehen. Unter dem Namen P. kahil- so übernommen aus dem russischen Katalog. In den folgenden Jahren haben wir diese Pflanze immer wieder vermehrt und verbreitet, an alle interessierten Gärtner. Ich denke, alle im Umlauf befindlichen Pflanzen könnten aus dieser Quelle stammen.Der sehr interessante Habitus, die unglaublich lange Blütezeit und das moderate Ausbreitungsverhalten machen diese Pflanze schon zu etwas ganz Besonderem.Schön, dass sie hier zu Ehren kommt!
P.S.: P. amp. ‚Firetail‘ kultiviere ich ebenfalls seit 1985 bei mir, er unterscheidet sich deutlich von ‚Speciosum‘ , vor allem ist er leuchtender in der Farbe, schlanker in der Blüte, heller im Laub und etwas höher.
GrüneGrüße- an alle Knöterich-Knöteriche- Andreas Händel
…nun doch noch ein Nachtrag zum „kahil-Artikel“:
Marianne Foerster- „Nanni“- hat diesen kleinen Knöterich sehr geliebt, wie Christian es ja auch erlebte uns sie hat natürlich wesentlich zu dessen Verbreitung beigetragen- Ehre, wem Ehre gebürt.
Nochmals GrüneGrüße- Andreas Händel